Aufholjagd zur Mini en Mai


MINI EN MAI: EINE REGATTA – ZWEI GESICHTER

Das dritte Rennen innerhalb von vier Wochen ist absolviert, das Logbuch ist mit Regattameilen prall gefüllt. Jetzt noch der 1000-Seemeilen-Qualifier – und OTG-Mini-Skipper Morten Bogacki hat alle Bedingungen für einen Start beim Mini Transat im September 2019 erfüllt. Das Mini en Mai vor La Trinité sur Mer/Frankreich war bereits die dritte Atlantik-Herausforderung für Bogacki und den Mini „Lilienthal“ in diesem Frühjahr und lieferte dem Skipper die Gewissheit, dass der Proto bei Reach-Bedingungen zu den ganz schnellen Booten in der Mini-Flotte gehört.

Das auf 500 Seemeilen angesetzte und später über rund 400 Seemeilen führende Mini en Mai geizte nicht mit Besonderheiten. Eine Schwerwetterfront mit Böen über 50 Knoten, die über die Bretagne hinwegzog, zwang die Organisatoren nicht nur zum Vorziehen des Starts um einen Tag, sondern auch zu einer Unterbrechung, um die Front passieren zu lassen und die Flotte der über 80 Starter in zwei Etappen über den Kurs zu schicken. So entwickelte sich ein Rennen mit zwei Gesichtern. Die erste Hälfte absolvierten die Teilnehmer vorrangig in der Ruhe vor dem Sturm über 120 Seemeilen, nach dem Neustart ging es hinter der Front mit meist ordentlich Druck über die mehr als doppelt so lange Distanz. Dabei wurde Part zwei zu einem Verfolger, denn die Yachten wurden in den Zeitabständen der ersten Etappe auf den Kurs geschickt.

Morten Bogacki konnte und musste im zweiten Teil der Regatta ordentlich auf das Gaspedal treten. Denn in der flauen Brise nach dem Start der gesamten Flotte fand „Lilienthal“ nicht seine bevorzugten Bedingungen vor. Bei lediglich fünf Knoten Wind musste sich der Athlet des Düsseldorfer Yacht-Club mühen, um mit der Spitze mithalten zu können. Ein strategischer Fehler bei der Ausfahrt aus der Bucht vor Trinité sur Mer war zudem teuer. So blieb nach der ersten Etappe lediglich Platz 21 und ein Rückstand von 2,5 Stunden auf Sieger Francois Jambou.

Mit diesem Rucksack ging Bogacki in den Re-Start, durfte sich dann aber über „seine“ Bedingungen freuen. „Mit dem Code-0 war ich schnell unterwegs“, berichtete der Wahl-Kieler. Rasant steuerte er „Lilienthal“ durch das Feld der vor ihm Gestarteten und segelte schnell in die Top-Ten und sogar in Richtung Podium. Mit dem Sonnenuntergang ließ der Wind allerdings nach und sorgte für Gennaker-Bedingungen. Hier fehlen „Lilienthal“ aktuell einige Quadratmeter, womit es schwierig blieb, den guten Platz zu halten.

Nach der Nacht gab es zudem ein problematisches Wetterszenario bei nachlassenden achterlichen Winden. „Ich hatte vier Wettermodelle vor dem Rennen gecheckt, aber keines passte so richtig“, berichtete der Skipper. So rutschten ihm auf dem Abschnitt entlang der Südküste der Bretagne noch einige Konkurrenten durch. Erst nach der Passage der Südspitze der Halbinsel Quiberon drehte der Wind noch einmal auf 25 Knoten auf und „Lilienthal“ entfaltete unter Gennaker seine ganze Kraft. In Rauschefahrt ging es in Richtung Trinité sur Mer, und in minimalen Abständen passierten die Teilnehmer die Zielinie. Als Gesamt-Elfter und rund zweieinhalb Tagen Segelzeit über beide Etappen erreichte Morten Bogacki das Ziel – lediglich 18 Minuten nach dem Dritten.

In der gesonderten Proto-Wertung landete „Lilienthal“ auf dem sechsten Gesamtrang, legte in der zweiten Etappe sogar die drittbeste Proto-Zeit hin. „Damit bin ich natürlich sehr zufrieden. Aber ich muss auch bei den anderen Bedingungen noch stärker werden. Sieger Francois Jambou macht es vor, wie man bei den unterschiedlichsten Winden immer schnell unterwegs ist“, so Bogacki, der jetzt aber den Fokus erst einmal weg vom Regattageschehen und hin zum 1000-Seemeilen-Qualifier verschiebt. „Die aktuelle Wetterprognose sieht so aus, dass ein Start am Montag bei relativ stabilen Ostwindbedingungen möglich wäre. Bis zur Wochenmitte soll das Wetter so bleiben. Danach muss man weiter sehen. Etwas Respekt habe ich vor dem Part in der Irischen See. Aber wenn alles gut läuft, dann habe ich zum Ende der nächsten Woche alles absolviert und kann dann auf den Start zum Mini Transat im Herbst hinarbeiten.“

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