Comeback auf dem Atlantik

Die Zeit der intensiven Bootsarbeit, des Regenerierens und der Vorbereitung ist vorbei. Zweieinhalb Wochen nach seiner spektakulären Ankunft auf Gran Canaria steht Morten Bogacki für den Restart in das Mini Transat bereit. Am Samstag, 2. November (14.08 Uhr Ortszeit), wird die zweite Etappe des Transatlantik-Rennens für Solo-Segler auf den Mini-6.50-Yachten vor Las Palmas gestartet. Und Bogackis Mini „Lilienthal“ ist nach den Ausfällen der beiden Autopiloten und des Traveller-Schadens auf der ersten Etappe nun wieder fit für die 2700 Seemeilen lange Teilstrecke nach Le Marin/Martinique.

Arbeitsintensive Tage auf Gran Canaria liegen hinter dem 33-jährigen Steuermann des Offshore Team Germany (OTG). Nur unter höchsten Strapazen hatte Morten Bogacki die erste Etappe des Rennens von La Rochelle nach Las Palmas bewältigen können. Westlich von Lissabon war ihm die Travellerschiene aus dem Deck gerissen, anschließend der Autopilot ausgefallen. Und auch die Ersatz-Steueranlage versagte den Dienst. Fünf Tage mit nur minimalen Schlafpausen war der Rendsburger Arzt an die Pinne des Minis gezwungen, erreichte das Ziel erschöpft und ausgelaugt, dank der Energieleistung aber immer noch als Elfter der 22 gestarteten Proto-Minis.

Statt zweieinhalb Wochen Pause standen für Morten Bogacki auf Gran Canaria umfangreiche Reparaturarbeiten auf dem Stundenplan. Sämtliche Sicherungen und Kabelverbindungen auf dem Boot wurden ausgetauscht, die Travellerschiene mit einem Bootsbauer neu einlaminiert, der entsprechende Decksbereich mit einer Karbonmatte verstärkt. Für einen neuen Autopiloten flog der Segler des Kieler und Düsseldorfer YC nach Deutschland, um das technische Gerät abzuholen und auf die kanarische Insel zu bringen. Inzwischen sind die Komponenten eingebaut und beim Showsegeln für die Etappe auch erfolgreich getestet.

„Der so genannte Prolog war eine gute Gelegenheit, um den Autopiloten zu kalibrieren. Es macht alles einen sehr guten Eindruck. Das neue Gerät arbeitet auf jeden Fall deutlich leiser als der alte“, so Bogacki und ergänzt: „Die Travellerschiene hält sehr gut.“ Jetzt geht er voller Zuversicht in die zweite Etappe: „Nach diesem Auftakt kann mich eigentlich nichts mehr schrecken“, erklärt er mit einem Lachen. „Die Bordelektronik kenne ich jetzt noch besser. Es wäre schon verrückt, wenn jetzt noch mal etwas derartiges passieren sollte. Kleinigkeiten sind natürlich immer möglich, aber dafür bin ich gewappnet.“

Aufregung spürt der OTG-Skipper noch nicht. Die Wetteranalysen lassen einen ruhigen Start erwarten. Nach Meteorologen-Meinung sollte das Ziel in der Karibik in rund zwölf Tagen erreichbar sein. Für 14 Tage hat Bogacki Proviant an Bord und hofft daher, Mitte November in Le Marin anzukommen, wo ihn seine Freundin und sein Vater erwarten werden.

Aufgrund der technischen Probleme hatte die einzige deutsche Yacht im Feld im Ziel einen Rückstand von 16 Stunden und 24 Minuten auf den französischen Etappensieger Axel Trehin. Einen kleinen Zeitaufschlag von 30 Minuten bekam Bogacki in einer Juryverhandlung noch dazu, da eine Plombe an der Rettungsinsel beschädigt war. Vor Gran Canaria startet die gesamte Flotte nun in einem Start. Die Zeiten in der Karibik werden schließlich zum Gesamtergebnis addiert, jede Etappe aber auch noch für sich gewertet. „Ich werde auf der nächsten Etappe sicher nicht durch falschen Ehrgeiz überreizen. Die ersten Drei sind sehr weit weg, aber bis Rang vier oder fünf geht durch gute Strategie sicher noch etwas. Das Potenzial von ‚Lilienthal‘ ist da, das hat der erste Teil der ersten Etappe gezeigt. Aber der Atlantik ist groß. Für mich wird es die erste Überquerung, es ist also wie ein großes schwarzes Loch.“

Allein wird Morten Bogacki auf seiner Atlantiküberquerung allerdings nicht sein. Von seiner Abteilung im Krankenhaus bekam er einen Volleyball in Wilson-Optik (aus dem Tom-Hanks-Spielfilm „Verschollen“) geschenkt: „Damit ich jemanden zum Reden habe!“

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