Crew und Yacht sind fit für den Neustart

Mit dem Pit-Stop auf den Kapverden hat das The Ocean Race den fünf Imoca-Teams eine spannende Unterbrechung auf dem Weg um die Welt geboten. UN-Generalsekretär Antonio Guterres besuchte in Begleitung von Ulisses Correia e Silva, Premierminister der Kapverden, die Teams im Etappenort Mindelo und unterstrich, wie wichtig das Bemühen des Rennens ist, auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam zu machen. Die Zeit, um diese politische Hochachtung für das eigene Rennen zu genießen, war indes für die Sportler knapp bemessen. Für das GUYOT environnement – Team Europe galt es, seit der Zielankunft in der Nacht zu Sonntag die Yacht für den nächsten Start wieder fit zu machen.

„Der Pit-Stop hier auf der Insel ist ganz anders als das Setup zum Start in Alicante. Die Teilnahme von Antonio Guterres am Ocean Race Summit und der Besuch von Ulisses Correia e Silva waren aber bewegende Momente und zeigen, welchen Stellenwert das Rennen für die Kapverden hat“, sagte Jens Kuphal, Teammanager des GUYOT environnement – Team Europe. Der Fokus des Teams war nach der harten ersten Etappe allerdings auf das Boot gerichtet. Gefordert war vor allem die Segelcrew, denn die Reparaturarbeiten durften nach dem Reglement nicht durch den direkten Eingriff des technischen Teams vorgenommen werden. Wie auf See stand die Shore Crew um Thomas Cardrin nur beratend zur Seite. „Die Crew hat einen kompletten Check-up gemacht, Rigg, Foils, Struktur die Maschine und den Watermaker geprüft. Insgesamt ist die Yacht in einem guten Zustand, hat keine strukturellen Schäden“, berichtete Cardrin. „Allerdings gab es einige Arbeiten zu erledigen. Nach dem bruch der beiden Latten im Großsegel mussten die Ersatzlatten noch mal eingepasst werden. Eine gebrochene Stütze musste repariert werden. Unsere J3 wurde geprüft und repariert. Der reparierte Schaden im Großsegel wurde noch einmal nachgearbeitet. Wir hatten ausreichend Material, um alle Schäden zu reparieren. Allerdings sollte auf der nächsten Etappe nicht mehr allzu viel passieren. Denn es durften hier auf den Kapverden keine weiteren Ersatzteile an Bord gebracht werden.“

Das strikte Reglement zum Pit-Stop hat unter den Teams durchaus zu Diskussionen geführt. „Race Director Phil Lawrence hat mit allen Teams gesprochen. Er macht einen sehr guten Job, hat sich die Probleme mit dem Pit-Stop angehört. Einen derartigen Etappenstop wird es in Zukunft wohl nicht mehr geben“, sagt Robert Stanjek. Der Berliner Co-Skipper des GUYOT environnement – Team Europe wird auf dem kommenden Teilstück des Rennens von den Kapverden nach Kapstadt/Südafrika (4600 Seemeilen) noch mehr Verantwortung übernehmen. Planmäßig gibt es Rotationen in der Mannschaft. Skipper Benjamin Dutreux gibt die Aufgaben des Navigators an Sebastién Simon weiter. Annie Lush legt eine Pause ein und wird durch Anne-Claire le Berre ersetzt. Neben Stanjek und Onboard-Reporter Charles Drapeau bleibt auch Phillip Kasüske an Bord.

„Das wird sehr interessant, denn in dieser Zusammensetzung sind wir noch nie gesegelt. Ich bin mit Seb zwar schon die Rückführung der Yacht aus der Karibik über den Atlantik gesegelt, aber eben noch nicht im Regattamodus. Seb ist ein Ingenieur, ein absolutes Brain und brillanter Solo-Segler. Es wird aber eine Challenge werden, die Welten des Solo- und des Team-Segelns zusammenzuführen“, sagt Stanjek. „Anne-Claire ist eine sehr erfahrene Seglerin, kommt ursprünglich aus dem olympischen Segeln, verfügt aber seit Jahren schon über große Expertise in der Offshore- und gerade in der Imoca-Welt.“

Die Schlagrichtung der Mannschaft gibt Phillip Kasüske vor: „Alle wollen das Team konstruktiv nach vorn bringen, haben gegenseitig viel Respekt vor der Leistung der anderen. Das hat uns auch nach den Rückschlägen der ersten Etappe wieder aufgebaut. Wir haben gut zusammengefunden und sind mit einem guten Mindset hier auf den Kapverden angekommen.“

Nach den knapp sieben Tagen auf See zur ersten Etappe wird das zweite Teilstück nach Kapstadt wohl über zwei Wochen dauern – mit einigen spannenden Passage, die großen Einfluss auf das Rennen nehmen können. „Der lange Windschatten der Kapverden kann schon gleich nach dem Start zu einem Split des Feldes führen. Die erste Entscheidung wird sein, wie man die Insel verlässt. Aber das wird noch zu keiner Vorentscheidung führen. Die Doldrum wird man wahrscheinlich sehr weit westlich passieren und das St. Helena-Hoch, das es zu umfahren gilt, liegt derzeit sehr weit südlich. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg“, so Stanjek.

Phillip Kasüske ergänzt: „In den Doldrums wird es darum gehen, wer findet am ehesten den meisten Wind. Danach muss man schauen, ob es eine Chance gibt, auf ein Tief aufzuspringen. Und vor Kapstadt kann es auch noch mal tricky werden. Da kann man schnell einparken.“

Das Vertrauen des GUYOT environnement – Team Europe in die eigene Yacht ist groß, auch wenn sich auf dem ersten Teilstück gezeigt hat, dass die neuen Rumpf-Designs der vier konkurrierenden Teams wohl Vorteile besitzen. „Uns fehlt da etwas Volumen im Bugbereich. Damit stechen wir tiefer in die See ein, wenn das Boot von den Foils fällt. Das scheint einen Einfluss auf die Durchschnittsgeschwindigkeit zu haben“, so Stanjek, der allerdings einschränkt: „Das Feld war auf der ersten Etappe zu weit auseinander gerissen, um direkte Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Wenn wir fokussiert bleiben, werden wir unsere Momente bekommen.“

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