Das Nervenspiel beginnt

In der Nacht zum Sonntag ist die Flotte des The Ocean Race Europe in die Doldrums eingetaucht und tauscht das „Champagner-Segeln in den Passat-Winden“, wie es Pit Anne-Claire Le Berre vom GUYOT environnement – Team Europe nannte, nun gegen das Nervenspiel in der Schwachwind-Zone rund um den Äquator ein. Vom Foil-Modus in der langen Atlantik-Dünung wurden die Imocas abrupt ausgebremst und versuchen nun, möglichst schnell gen Süden zu driften, um dort in den Süd-Ost-Passat zu kommen und wieder Fahrt aufzunehmen.

„Wir haben das Vorwind-Segeln in den Passat-Winden sehr genossen. Mit den Halsen in den großen Winddrehern haben wir versucht, so weit wie möglich nach Süden zu kommen, ohne zu viel Risiko zu gehen im Vergleich zur Flotte, die mehr gen Westen investiert hat“, berichtete Skipper Robert Stanjek, und Navigator Sébastien Simon erklärte die Strategie: „Wir wollen nah an der Flotte bleiben, aber auf der Innen-Position. Darum haben wir eine Menge Halsen gesetzt. Die Passatwinde waren ein bisschen kapriziös, deshalb mussten wir dauernd halsen.“

Auf 27,40° Grad West tauchte das GUYOT environnement – Team Europe als östlichstes Boot in die Doldrums ein und wechselte vom leichten Gennaker auf die große Genua. „Es gibt eine kleine Dünung und wenn die Brise ganz einbricht, nervt das Schlagen der Segel. Momentan kommen wir mit fünf Knoten aber gut voran“, berichtete Stanjek. Zu schaffen macht der Crew allerdings die Hitze, die auf dem schwarzen Boot extrem wird. Die Hitze wird auch noch durch den Motor verstärkt, der immer wieder laufen muss, um Energie für die Batterien zu erzeugen. Wegen großer Felder von Seetang kann der Hydrogenerator dafür derzeit kaum eingesetzt werden.

Trotz der flauen Winde, gibt es an Bord kaum Zeit zum Entspannen: „Wir arbeiten ständig am präzisen Trimm. Mal sehen, wie viele Tage wir für die Überquerung der Doldrums brauchen“, so Stanjek. Die Windprognose lässt in den kommenden Tagen lange Schläge auf Steuerbord-Bug erwarten. Daher wurde der Gewichtstrimm an Bord mit dem Verlagern aller Taschen und Segelsäcke darauf eingestellt. „Es war eine große Anstrengung für die ganze Crew, aber wir haben es gut gemeistert“, sagte Bowman Phillip Kasüske, um dann die Chance zu nutzen, in der Freiwache etwas Schlaf zu bekommen.

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