Konzentration auf das eigene Rennen

Wie schnell zieht die Windfront am Rande des Azoren-Hochs? Von der Antwort dieser Frage hängt der Ausgang der ersten Etappe des The Ocean Race Europe entscheidend ab. Während die beiden führenden Crews der Imoca-Flotte, „11th Hour Racing“ (USA) und „LinkedOut“ (Frankreich), den Vorteil genossen, auf dem Weg zur Wegmarke im Atlantik als Erste in die Windzone einzutauchen und nach der Rundung der Marke mit ihr mitzuziehen, drohen sie nun in den Schwachwindbereich hineinzufahren. Damit steigt die Chance für die Verfolger mit dem Offshore Team Germany, bis zum Ziel vor Cascais/Portugal noch einige Meilen gut machen zu können.

In beeindruckender Manier haben die beiden führenden Teams des Rennens gezeigt, welch Potenzial in den foilenden Imocas steckt, wenn die Bedingungen stimmen. Wie gemalt war dafür die Situation vor dem Erreichen der virtuellen Wegmarke im Atlantik. Die Organisatoren des The Ocean Race Europe hatten für die erste Etappe von Lorient nach Cascais eine virtuelle Bahnmarke rund 500 Meilen vor der Festlandküste gesetzt. Und hier lauerten Winde von über 20 Knoten Geschwindigkeit auf die Flotte. „LinkedOut“ und „11th Hour Racing“ hatten sich im bisherigen Rennverlauf einen kleinen Vorsprung erarbeitet, erreichten den Wind als Erste und hoben ab. Innerhalb weniger Stunden verdreifachte sich der Abstand zu den direkten Verfolgern „Bureau Vallée“ (Frankreich) und „Corum L’Épargne“ (Frankreich) auf aktuell rund 60 Seemeilen. Die „Einstein“ des Offshore Team Germany, die als einziger Imoca noch ohne Foils segelt, kassierte zudem einige weitere Meilen und liegt nach zwei Nächten auf See rund 95 Seemeilen auf die Spitze zurück.

Der Vorteil für das Spitzenduo setzte sich in den Folgestunden weiter fort. Das Windfeld zog in der Nacht weiter nach Osten und nahm die Teams aus den USA und Frankreich nach deren Halsen mit auf den Highway. In den kommenden Stunden könnte sich das Bild aber noch ändern: Lässt das Tempo der Front nach, segeln die Top-Teams in den schwachen Wind und die Verfolger kommen mit Schwung auf. Die „Einstein“ unter Skipper Robert Stanjek wahrt dafür die Chance, segelt phasenweise selbst mit über 20 Knoten Speed und hält den Abstand zu den beiden anderen Verfolgern in Grenzen. Die Wetter-Analysen des The Ocean Race sehen als eine Option einen engen Zieleinlauf vor Cascais.

Es wäre für das OTG mehr, als auf der ersten Etappe des dreiteiligen Rennens zu erwarten gewesen wäre. Denn ohne Foils galt die Yacht der älteren Generation, die noch für den Einbau der Unterwasserflügel vorbereitet wird, der Konkurrenz als klar unterlegen. Mit konsequenter Nutzung der eigenen Möglichkeiten ist es der Crew mit Skipper Robert Stanjek sowie Annie Lush, Benjamin Dutreux und Phillip Kasüske aber bisher gelungen, den Kontakt nach vorn so weit zu halten, dass in der Schlussphase der ersten Etappe vielleicht noch eine Überraschung möglich ist.

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