Skipper in einer funktionierenden Einheit

Olympia-Sechster 2012, Europameister 2008, Weltmeister 2014: Robert Stanjek gehört zu den erfolgreichsten deutschen Seglern der ehemals olympischen Starboot-Klasse. 2011 wurde er zu Deutschlands Segler des Jahres gekürt. Deutsche Meistertitel sammelte er im Laser und im Starboot. Die Basis für eine Medaillenjagd bei Olympia war gelegt. Doch mit der Entscheidung des Weltseglerverbandes, das Starboot für 2016 aus dem Olympia-Programm zu streichen, endete die olympische Karriere des Berliners abrupt, der in einer erfolgreichen Ruder- und Seglerfamilie groß geworden ist und in seinem Verein, dem Yachtclub Berlin-Grünau, Segellegenden wie Jochen Schümann als Vorbild hat.

Robert Stanjek wechselte nach Olympia 2012 ins Yacht-Geschehen, konnte Erfolge in Klassenwertungen beim Hochsee-Klassiker Fastnet Race feiern. „Neben Olympia und dem America’s Cup ist das Ocean Race der dritte Leuchtturm des Segelsports“, so der 40-Jährige. Nach Olympia liest sich Robert Stanjek in das Geschehen des Offshore-Segelns hinein, hat die Chance, beim Nordstream-Race mit deutschen Größen des ehemals legendären Admiral’s Cup zu segeln. „Das waren die ersten Schritte im Hochsee-Segeln, aber noch weit entfernt vom Ocean Race.“

Einen weiteren Stein auf dem Weg in Richtung Weltrennen setzt er, als er 2014 das Ausbildungsprogramm für das Volvo Ocean Race beim holländischen Brunel-Team absolviert. „Die Drill-Schule von Bouwe Bekking war ein neues Kapitel. Es war hart, aber es hat mich auch gelehrt, dass es einen nicht umbringt. Nach zehn Tagen auf See kommt man erschöpft an Land. Aber man regeneriert schnell, und die unvergesslichen Momente tragen einen weit“, sagt Stanjek.

Für das Offshore-Segeln im Team hat Robert Stanjek damit Feuer gefangen: „Ich könnte mir zwar auch eine Solo-Weltumrundung vorstellen. Aber das Teamsegeln bietet doch mehr Sicherheit“, sagt der zweifache Familienvater. „Außerdem bietet das Segeln im Team so viel mehr. Man kann selbst lernen, wächst mit der Mannschaft. Das habe ich auch schon beim olympischen Segeln genossen: Man segelt zwar allein oder zu zweit, aber wenn man einen tollen Trainer, eine tolle Gruppe hat, dann entwickelt man sich. Dieser Teamgedanke, das menschliches Setup macht diesen Sport aus.“

Als Skipper des Offshore Team Germany ist Robert Stanjek nun derjenige, der das Team führen kann. Mit der zweimaligen Weltumseglerin Annie Lush, die Stanjek seit rund 15 Jahren kennt, und dem frischen Vendée-Globe-Finisher Benjamin Dutreux hat er dabei zwei internationale Offshore-Größen an der Seite. „Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, das Team so zusammenzustellen. Wir haben immer gesagt, dass wir die Kombination aus verschiedenen Schulen des Segelns zusammenbringen wollen: die Erfahrung von den Olympiaklassen, aus dem Ocean Race und von der Imoca-Klasse. Es ist der richtige Weg, das zeigt sich jetzt. Aus allen Bereichen kommt wichtiger Input. Annie und Ben haben ein weitaus größeres Meilenkonto. Aber sie können eben auch nicht ohne Phillip und mich. Das Entscheidende ist, dass das Team egofrei funktioniert.“

Und die Kombination aus dem deutschen Kern, der britischen Ocean-Race-Kompetenz und dem jungen französischen Imoca-Star funktioniert. Die Aufgabenverteilung, die unterschiedlichen Kompetenzen sorgen für eine flache Hierachie. „Es ist wie in einem Unternehmen: Man stellt für die verschiedenen Bereiche die klügsten Köpfe ein“, sagt Stanjek, der aber auch weiß, dass er als Skipper in den entscheidenden Phasen den abschließenden Call geben muss.

Inzwischen sind die Trainingseinheiten beendet und das Rennen gestartet. „Wir haben in der Vorbereitung nur wenige Tage gemeinsam an Bord verbracht, aber intensiv gearbeitet. Die Lernkurve wird noch während des Rennens weitergehen. Aber das trifft auf viele andere Teams, mit Ausnahme vielleicht von ,11th Hours Racing‘, auch zu. Die Messlatte zu den anderen Teams zu legen, ist in der aktuellen Situation schwer. Aber wir werden im Rennen amtlich fighten. Das ist versprochen.“

Nach oben scrollen