Start-Schock für „11th Hour Racing“

Die zweite Etappe des The Ocean Race Europe begann mit einem schweren Schock für das führende Imoca-Team „11th Hour Racing“. Das US-Team von Charlie Enright rammte wenige Minuten nach dem rasanten Start vor Cascais/Portugal mit seinem Backbord-Foil ein kleines Motorboot, zog sich schwere Schäden an der Tragfläche zu und musste in den Hafen zurückkehren. Sowohl auf dem Motorboot als auch auf dem Imoca blieben alle unverletzt. Das Rennen des verbliebenen Imoca-Quartetts sowie der sieben VO65 wurde fortgesetzt. Das Offshore Team Germany (OTG) wechselte sich auf den ersten 50 Meilen des 600-Meilen-Rennens nach Alicante/Spanien in der Führungsarbeit mit den anderen Imoca-Teams ab.

Der Start in die Etappe von Cascais nach Alicante, die vom Atlantik durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer führt, war spektakulär – und sorgte auf dem Wasser sowie an Land für einen Schreckmoment. Bei ablandigem Wind rasten die fünf Imocas parallel zur Küste auf die erste Wendemarke los. Erwartungsgemäß musste die „Einstein“ des OTG die Konkurrenz hier ziehen lassen. Und vor allem die „11th Hour Racing“, die nach zwei zweiten Plätzen in der ersten Etappe und beim Coastal Race die Gesamtführung übernommen hatte, machte die Pace. Doch die Crew von Charlie Enright wurde vor der ersten Wendemarke jäh gebremst.

Bei vollem Tempo sah die Mannschaft ein direkt in der Fahrlinie liegendes Motorboot zu spät, konnte das Ruder gerade noch so weit herumreißen, dass es zu keiner frontalen Kollision kam. Doch mit dem linken Foil erwischte die „11th Hour Racing“ das Motorboot, wirbelte es herum und zog sich selbst so schwere Schäden an der Tragfläche zu, dass die Crew wieder in den Hafen zurückkehren musste. Immerhin konnte das Team vermelden, dass sowohl auf dem Motorboot als auch auf dem Imoca alle wohlauf waren. Erst nach einer genaueren Untersuchung an Land wird feststehen, wie es für das Team weitergeht.

OTG-Teammanager Jens Kuphal sah den Unfall von Land aus und war geschockt: „Was für ein Drama. Das tut mir leid für ’11th Hour Racing‘. Hoffentlich sind die Schäden nicht strukturell und sie kehren bald in das Rennen zurück.“

Auf dem Kurs ging dagegen die Post ab. Nach dem Runden der Marke schossen die Yachten mit einer Geschwindigkeit von 20 Knoten nach Süden, dem Kap San Vincente (südwestlichster Zipfel des europäischen Festlandes) entgegen. Das Offshore Team Germany konnte auf diesem Kurs mit den foilenden Imocas gleichauf mithalten.

Die Etappe könnte nach der Wetterprognose im weiteren Verlauf sehr anspruchsvoll werden. Gerade in der Straße von Gibraltar werden heftige Winde und harter Wellengang erwartet, bevor es auf die lange Kreuz nach Alicante geht. „Es wird tricky in der Straße von Gibraltar – eine Meerenge, die ich noch nie durchfahren habe. Ich bin sehr aufgeregt. Vielleicht haben wir dort unsere Chance“, sagte OTG-Skipper Robert Stanjek.

Nach dem Sieg im Coastal Race von Cascais und dem vierten Platz auf der ersten von drei Etappen liegt die Crew mit Skipper Stanjek, Grinder Phillip Kasüske, Pit Annie Lush und Navigator Benjamin Dutreux überraschend auf dem zweiten Platz in der Gesamtwertung. Bisher konnte das OTG den vermeintlichen Nachteil der fehlenden Foils kompensieren. Kein Grund allerdings für Robert Stanjek, nun locker zu lassen: „Der Sieg im Coastal Race war toll und auch sauber herausgefahren. Was aber für uns wirklich zählt, sind die Etappen, und da wollen wir bis Genua noch etwas zeigen.“

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