Der lange Schlag ist gelungen: Morten Bogacki hat seinen 1000-Seemeilen-Qualifier für seinen Saisonhöhepunkt, die Teilnahme am Mini Transat 2019, mit einem zügigen Ritt zwischen Frankreich und Irland durch die Keltische See und die Biskaya absolviert.
Vor La Trinité sur Mer/Frankreich stieg Morten Bogacki in die Schleife nach Coningbeg am Südost-Zipfel Irlands und von dort nach La Rochelle/Frankreich ein und segelte in rund fünf Tagen wieder zu seinem Startpunkt. Dort hängte der Wahl-Kieler gleich noch weitere 100 Seemeilen dran, um den Mini „Lilienthal“ des Offshore Team Germany nach Douarnenez in der Bretagne zu überführen. Anfang Juni will er hier mit der Trophee Marie-Agnes Peron ein weiteres Rennen bestreiten. Die notwendigen Regattameilen und nun auch den Qualifier für das Mini Transat hat der OTG-Mini-Skipper indes schon allesamt zusammen.
Sehr entspannt meldete sich Morten Bogacki nach seiner Rückkehr an Land aus Frankreich: „Die Bedingungen waren zwar nicht ganz so gut wie vorhergesagt, aber es war ein gutes Wetterfenster bei Winden zwischen 15 und 20 Knoten, maximal 30 Knoten. Man kann es deutlich schlechter haben.“ Inklusive der Überführung nach Douarnenez verbrachte Bogacki sieben Nächte am Stück auf der „Lilienthal“ und konnte damit schon mal eine Kostprobe davon nehmen, wie es sein wird, wenn er ab September im Rahmen des Mini Transat La Boulangere in zwei Etappen von La Rochelle/Frankreich zu den Kanaren und von dort nach Martinique in die Karibik segeln wird.
„Beim Schlafen habe ich einen guten Rhythmus gefunden in der üblichen Powernap-Zeit von 15 bis 20 Minuten. In der Weite der Keltischen See habe ich mir den Wecker auch mal auf 30 Minuten gestellt“, berichtete der Segler des Düsseldorfer YC. Zwischen den Schlafintervallen galt es immer, kurz den Kurs, die Segel, die Bedingungen und den Schiffsverkehr zu checken, um dann wieder unter Deck in den Schlafsack zu schlüpfen. „Gerade vor Irland war es nachts schon sehr kalt. Deshalb habe ich viel Zeit unter Deck verbracht und habe vergleichsweise viel geschlafen.“ Allerdings machte ihm die Vollmondphase zu schaffen. Zwar sorgte der Erd-Trabant beim Arbeiten an Deck auch nachts für angenehmes Licht, aber „teilweise schien er so hell in die Kajüte, dass ich dachte, ich werde von einem anderen Schiff angeleuchtet“.
Eine weitere Herausforderung war die Ernährung. Die Menü-Karte beschränkte sich auf Tütensuppen und Astronauten-Nahrung – selten mal einen Müsli-Riegel oder Apfel sowie eine Dose Thunfisch, um mal etwas Geschmack in den Mund zu bekommen. „Frische Ware hält sich ja leider nicht an Bord. Und auch das Trinken muss ich noch üben. Immer nur Wasser ist schon etwas fad“, so Bogacki.
Beste Erfahrung machte der Arzt an einer Rendsburger Klinik mit „Lilienthal“. Der OTG-Mini absolvierte die über 1000 Meilen ohne Mucken und gab seinem Skipper ein gutes Gefühl: „Jede Meile an Bord zählt und ich habe den Mini besser kennengelernt und Vertrauen aufgebaut. Trotzdem schläft man natürlich immer mit einem Ohr an der Bordwand, um die Veränderungen mitzubekommen. Und richtig fertig mit der Arbeit ist man nie. Gerade die Einstellung des Autopiloten verlangt Feintuning.“
Obwohl der Qualifier weitgehend problemlos verlief, gab es für Morten Bogacki auf den 1000 Seemeilen auch die ein oder andere knifflige Situation. Die Passage unter der Brücke zur Île de Ré vor La Rochelle am südlichen Punkt der Schleife verlangte wegen der Flachs und Muschelbänke viel Aufmerksamkeit: „Manchmal erschrickt man fast, wie schnell man regaieren muss. Denn die Durchfahrt ist hier nur wenige Hundert Meter breit.“ Und ein Frachter kam dem langjährigen Jollensegler auch noch sehr nahe. „Ich war kurz unter Deck, und er hat seinen Kurs geändert. Plötzlich wirkte es, als wäre er fast neben mir.“
Die Erfahrungen bestärken den Transatlantik-Aspiranten aber, gut für den Saisonhöhepunkt vorbereitet zu sein: „Für die kurze Projektzeit ist es gut. Die Franzosen haben natürlich mehr Erfahrung, sind seit Jahren in der Mini-Szene. Aber ich habe schon das Gefühl, ein bisschen bei den Minis angekommen zu sein. Und ,Lilienthal‘ hat seine Qualitäten gezeigt. Unter diesen Voraussetzungen sollte der anvisierte Platz zwischen Rang fünf und sieben möglich sein. Es kommt natürlich auch auf die Windbedingungen beim Mini Transat an. Bei Reach-Winden ist das Boot schnell unterwegs.“
In den kommenden Wochen muss Morten Bogacki noch darauf warten, dass die Mini-Klasse seinen Qualifier, zu dem er die Unterlagen mit Logbuch, Positionsmessungen und Aufsatz nun einreicht, ratifiziert. Zwischenzeitlich kehrt er nach Deutschland zurück, um in der Klinik zu arbeiten. Und schließlich gilt es, das Boot für die große Regatta über den Atlantik (Start am 22. September in La Rochelle) noch schick zu machen und zu optimieren.