Wie weit reicht die Aufholjagd?

Im Rücken stürzt die Atlantik-Gischt über das Cockpit-Dach ins Heckwasser, im Blickfeld zeigt der Bildschirm Wetterkarte, Routings und Rechenmodelle: Bei der Aufholjagd in Richtung Kapstadt/Südafrika muss das GUYOT environnement – Team Europe den schwarzen Imoca beständig auf Topspeed halten, um im stärkeren Druck den Abstand zu den führenden Teams zu verkürzen, die bereits am Hochdruck-Wall stehen. Das Abbremsen der Spitze bestätigt das erwartete Szenario für die finalen Tage vor der Etappenankunft beim The Ocean Race. Ob der aktuell höhere Speed des europäischen Teams mit Robert Stanjek, Sébastien Simon, Anne-Claire Le Berre, Phillip Kasüske und Onboard-Reporter Charles Drapeau aber reicht, um die Lücke ganz zu schließen, lässt sich aus den Modellen noch nicht ablesen.

„Der Hochdruck-Rücken scheint sich nach den neuen Routings mit neuen Grib-Files doch noch weiter südlich zu schieben. Das heißt für uns, wir müssen uns doch früher ins Heckwasser der anderen begeben. Die ETA hat sich mit den neuen Routings noch mal weiter nach hinten verschoben. Ansonsten haben wir zwischendurch mal 522 Seemeilen in 24 Stunden gemacht. Das war ziemlich cool. Wir pushen und pushen“, berichtete Skipper Robert Stanjek. Die Schäden an den Segeln machen sich allerdings bemerkbar. „Uns hat in den letzten zwei Tagen schon der Fractional Zero gefehlt, der uns ja oben aus dem Lock gefallen ist. Der gehört zwischen den J2 und den Code Zero. Diese Lücke mussten wir jetzt immer im Kompromiss mit den anderen beiden Segeln stopfen. Für die Ankunft, wenn es richtig Leichtwind wird, fehlt uns natürlich der A2. Bei den anderen hat zwar auch nur Paul Meilhat einen A2. Aber bei den moderneren, leichteren Schiffen nimmt man so ein Segel eben nicht mehr mit. Da müssen wir mal gucken.“

Die Stimmung an Bord ist geprägt von der Aufholjagd. Alle sind hoch motiviert und fahren konzentriert das Boot. „Aber wir freuen uns auch auf die Ankunft. Sind schon alle ganz schon platt. Das ist eine lange Etappe gewesen.“

Mit dem Blick auf die Instrumente freute sich Navigator Sébastien Simon über die Daten: „Wir surfen hier die großen Wellen, haben manchmal Topspeed zwischen 30 und 34 Knoten. Das ist eine Menge. Aber wenn wir in die Welle vor uns rasen, ist es ein bisschen brutal. Im Moment müssen wir sehr fokussiert auf unseren Bootsspeed achten – geradeaus, so schnell wie möglich Richtung Kapstadt. Dann sehen wir, was noch möglich ist.“

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