Deutschland ist nach fast 20 Jahren wieder auf dem Kurs in Richtung Ocean Race. Einen Tag vor dem Start in die Kieler Woche, dem weltgrößten Segelereignis, hat das Offshore Team Germany (OTG) seinen Imoca Open 60 im Herzen von Kiel.Sailing.City getauft. Die geladenen Gäste und das Publikum an der Reventloubrücke feierten den schneeweißen Renner, mit einer doppelten La Ola, als er von der zweimaligen Weltumseglerin Annie Lush mit einer Sektdusche auf den Namen „Einstein“ getauft wurde.
Die Taufe ist der offizielle Startschuss in eine Kampagne, die die Hoffnungen von Segelsport Deutschland trägt, 2021 wieder eine Yacht mit „GER“-Kennung an der Startlinie zum „The Ocean Race“ zu haben, dem härtesten Segel-Etappenrennen um die Welt. Gleichzeitig bewirbt sich Kiel.Sailing.City, der Zielort des Weltrennens 2001/02, wieder darum, Etappenort auf der kommenden Route zu werden.
Vor der Taufe, gleich zu Beginn der Pressekonferenz, wurde es emotional: Michael Illbruck, der 2001/02 die siegreiche deutsche Ocean-Race-Kampagne verantwortet hatte, schickte per Videobotschaft starke Worte an die OTG-Mannschaft um Robert Stanjek (Teamkapitän), Jens Kuphal (Teammanager) und Michael End (CEO). „Das ist der Hammer. Was für eine Aufregung, was für ein Abenteuer? Gott sei Dank, macht das mal einer!“, sagte Michael Illbruck, der geplant hatte, selbst zu kommen, dann aber durch einen Trauerfall verhindert war. Er bestellte auch Grüße von John Kostecki, dem Erfolgssteuermann von 2002. „Er hat sich total gefreut. Also auch von Seiten der Mannschaft: Viel Glück! Es tut mir so leid. Ich wäre so gerne gekommen, weil wir natürlich die allerbesten Erinnerungen an Kiel haben. Es war unsere Mondlandung! Bis heute ist es das größte Erlebnis, unter dem Kieler Leuchtturm zu segeln. Unvergessen! Robert, ich hoffe, das passiert Dir und Deinen Leuten auch.“
Dieser Begeisterung konnte sich auch Kiels OB, Dr. Ulf Kämpfer, nicht entziehen: „Dieser Moment 2002, dieser umjubelte Zieleinlauf, gehört zu der Geschichte dieser Stadt. Der Segelsport liegt in der DNA von Kiel. Es ist gar nicht auszumalen, was los gewesen wäre, wenn wir damals auch noch schönes Wetter gehabt hätten“, sagte Kämpfer und freute sich auf die Taufe: „Solch eine Schiffstaufe habe ich in meiner Zeit als Oberbürgermeister hier in Kiel noch nicht erlebt – Kreuzfahrer ja, aber noch kein Segelboot in dieser Größenordnung. Das ist großartig, denn wir sind ja Kiel.Sailing.City. Es ist an der Zeit, dass Kiel mal wieder ein Segel-Großereignis erlebt.“
Damit spielte der OB auf die Kieler Bemühungen an, erneut ins Ocean Race integriert zu werden. Neil Cox aus dem Management-Team des „The Ocean Race“, bestätigte dass Kiel auf der Liste stehe. Aber es gäbe viele Bewerber um einen Stopover-Platz, und die Route wird erst im Spätsommer veröffentlicht.
Auch für den Deutschen Segler-Verband wäre ein deutscher Start beim Ocean Race und ein Stopover in Deutschland eine großartige Präsentationsplattform: „Das wäre ein Ereignis, das unglaubliche Emotionen erwecken könnte. Und genau daran arbeiten wir gerade, die Begeisterung zu schüren und den Segelsport wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Dafür haben wir die Marke ‚Segelsport Deutschland‘ entwickelt“, sagte DSV-Präsidentin Mona Küppers, die mit dem gesamten Präsidium des DSV zur Taufe angereist war.
Für das gesamte Segel- und Organisationsteam des OTG waren die begeisterten Bekenntnisse zu der Kampagne die emotionale Belohnung für über zwei Jahre harte Arbeit, um mit der Taufe die erste Etappe des Projektes geschafft zu haben. Sichtlich genossen Jens Kuphal, Michael End und Robert Stanjek, die Initiatoren des Offshore Team Germany, mit ihrer Mannschaft Joff Brown, Ian Smyth, Annie Lush, Nicolas Lunven, Phillip Kasüske, Adrian Bleninger und Morten Bogacki auf der Imoca Open 60 den Beifall der Gäste, die sich dann zu einer doppelten La Ola animieren ließen, als Annie Lush die „GER 21“ auf den Namen „Einstein“ taufte. Der große Physiker Albert Einstein ist die Inspiration für das Vorhaben. Denn der leidenschaftliche Segler, der über zehn Jahre ständiger Gast auf der Förde war, sagte einmal: „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie.“ Seine Relativitätstheorie, dass die Zeit auch von der Geschwindigkeit abhängt, mit der man reist, will die Crew nun beim „The Ocean Race“ mit möglichst hoher Geschwindigkeit testen. Dafür wünschte Annie Lush, die in den vergangenen beiden Volvo Ocean Races mit der „SCA“ und der „Brunel“ um die Welt gesegelt ist, „viel Glück“. Sie selbst wird am Samstag zur Crew gehören, wenn die „Einstein“ beim Welcome Race der Kieler Woche von Kiel nach Eckernförde mit dem Start um 12 Uhr gegen zwei VO65 die erste Regatta bestreitet.
Nach der Taufe, bei der es sich auch Jens Kuphal und Michael End nicht nehmen ließen, den Rumpf ihrer Yacht mit Sekt zu bespritzen, lagen sich die OTG-Mitgliedern in den Armen, und feierten mit den Gästen auf der Reventlou-Brücke, die alle Details zu dem Vorhaben wissen wollten.