Zwischen Genussmomenten und Schock-Nachricht

Am vierten Tag der vierten Etappe des The Ocean Race hat die Nachricht vom Mastbruch auf der führenden Holcim dem Rennen einen schweren Schlag versetzt. Zum Glück wurde bei der Havarie niemand verletzt. Noch in der Nacht passierte die Crew unter Schweizer Flagge das GUYOT environnement – Team Europe. Während Holcim-Skipper Kevin Escoffier auf die brasilianische Küste zusteuerte und die Optionen für einen Hafen checkte, arbeitete sich die europäische Mannschaft von Skipper Benjamin Dutreux und Co-Skipper Robert Stanjek in Richtung Nordosten in der Verfolgung des nun führenden Teams 11th Hours Racing (Charlie Enright, USA).

„Schockierende Nachricht: Zum Glück ist niemand verletzt, aber es ist unglaublich schade. Kevin ist solch ein starkes Rennen gesegelt. Wir sind heute Nacht tatsächlich bei ihm auf Sicht vorbeigekommen, haben per Funk kurz gesprochen. Es bedarf schon einer logistischen Meisterleistung, um das Rennen überhaupt an irgendeiner Stelle wieder aufnehmen zu können. Es ist schon wahnsinnig schade, wie schnell solch eine starke Kampagne zerbricht. Wir leiden natürlich mit. Das wünscht man niemanden“, berichtete Robert Stanjek von Bord. Die Erfahrung, eine Etappe aufgeben zu müssen, steckt dem Team nach dem Abbruch der dritten Etappe selbst noch in den Knochen.

Doch das Rennen geht weiter, und das GUYOT environnement – Team Europe von Dutreux, Stanjek, Annie Lush, Sébastien Simon und Onboard-Reporter Gauthier Lebec arbeitet daran, wieder den Anschluss an die anderen Teams herzustellen. In den ersten Tagen spielte die meist leichte Brise mit Amwind-Bedingungen dem Team nicht in die Karten. Das Boot der älteren Generation hat unter diesen Bedingungen einen Geschwindigkeitsnachteil und somit einige Meilen verloren. In den vergangenen 24 Stunden gelang es aber, mit vielen Manövern dicht unter der brasilianischen Küste dem Gegenstrom etwas aus dem Weg zu gehen und somit einige Meilen wieder aufzuholen.

Allerdings musste sich die Mannschaft damit auch den Weg durch den starken Verkehr der Berufsschifffahrt und zwischen den unzähligen Bohrinseln hindurch bahnen. „In der Nacht ist es verrückt, wenn man auf das AIS guckt und all diese Boote sieht“, berichtete Annie Lush. „Und wenn du rausguckst, sind überall Oil-Stations. Zu einem Zeitpunkt sind wir durch ein Feld von wohl 30 Bohrinsel gefahren. Mit ihren riesigen Plattformen und den hellen, brennenden Lichtern ist das schon etwas scary und ein unglaublicher Kontrast zu dem Moment, als wir den Bereich erreichten, der ohne Eingriff von Menschen ist.“

Das Leben an Bord versucht die Mannschaft, währenddessen so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei helfen bei den harten Schlägen, die das Boot in den Wellen einstecken muss, Schlaf und gymnastische Übungen für den Rücken. Zudem sorgen ein Tee und leckere Snacks abseits der gefriergetrockneten Nahrung für Genussmomente. Mit viel Freude wurde zudem ein Weißbauchtölpel an Bord begrüßt, der sich eine Pause auf dem Heckkorb gönnte und als blinder Passagier einen Moment auf der Imoca-Rennyacht mitfuhr.

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