Flucht vor dem Hoch

Am Wochenende der Geburtstage muss das GUYOT environnement – Team Europe auf der vierten Etappe des The Ocean Race versuchen, den Weg durch die Übergangszonen der Wettersysteme zu finden. Im Nordatlantik bleiben nur kleine Gelegenheiten, um die Jahrestage von Navigator Sébastien Simon (33. Jahre) und Co-Skipper Robert Stanjek (42 Jahre) zu feiern. Vielmehr stehen ständige Segelwechsel an, denn nach den Passatwinden lauert ein breiter Hochdruckrücken, der sich von der Karibik bis nach Europa zieht. Zwar macht die Flotte auf dem Weg nach Newport/USA gute Fortschritte, doch die Wettermodelle stimmen nur selten mit der Realität überein, und am Ende des Feldes muss die europäische Mannschaft mit Skipper Benjamin Dutreux, Stanjek, Simon und Annie Lush sowie Onboard-Reporter Gauthier Lebec aufpassen, dass das Hoch ihnen nicht ins Heck beißt und die Jagd nach Nordwesten komplett ausbremst.

Eine Girlande im Cockpit, ein selbst gebasteltes Krönchen, Süßigkeiten mit Kerze, dazu viele Glückwünsche und ein paar Ständchen per Smartphone – so wurde Sébastien Simon am Sonnabend in seiner Tageswache begrüßt. „Es ist eine Freude zu sehen, wer alles an meinen Geburtstag gedacht hat. Es ist ein spezieller Geburtstag, hier auf See und nicht an Land mit meiner Familie und meinen Freunden zu feiern. Die Geschenke sind eine Motivation für die Herausforderungen. Ich bin sehr glücklich“, sagte Sébastien Simon, bevor es wieder an die Arbeit ging.

Die wechselhaften Bedingungen erforderten viele Segelwechsel. Dabei muss die Crew weniger die Gegenwart im Blick haben als vielmehr die Zukunft. Denn die Segelgarderobe muss auf die zu erwartenden Winde angepasst werden. Und es ist kein einfacher Blick voraus: Denn die Übergänge in neue Wettersysteme gestalteten sich für alle Crews als Überraschungspaket. Wind aus der komplett entgegengesetzten Richtung als vorhergesagt, große Wolken und Gewitter. Die Wahl der Vorsegel wird daher auf der schwarzen Yacht der GUYOT environnement – Team Europe intensiv diskutiert. Auch für die kommenden Tage mit der Annäherung an Newport wird es nicht einfacher. Denn die Vorhersagen sind sehr instabil mit ausgeprägten Stürmen und Hochdruckzonen.

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Die Segelwechsel erfordern viel Arbeit an Bord der GUYOT environnement – Team Europe. Foto: Gauthier Lebec

Fest steht, dass die Flotte wegen des sich bildenden Hochdrucks zwischen dem 30. und 35. Breitengrad bisher kaum den Weg nach Westen in Richtung amerikanische Küste wählen kann, sondern in einem Bogen nach Norden ausholt. Die Routings sehen aber weiterhin eine Ankunft für den 10. oder 11. Mai in Newport voraus.

Für Robert Stanjek steht in den kommenden Stunden seine kleine Geburtstagsfeier an. Zwar ist auch schon an Bord der Yacht der 7. Mai angebrochen, doch die kleine Zeremonie wird erst in der Tageswache zelebriert.

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