Genusssegeln in der Kieler Förde

Es war nur eine Wendemarke, die es im Rahmen des The Ocean Race zu runden galt. Doch der Fly-by von Kiel auf der sechsten Etappe des The Ocean Race wurde für die deutschen Crewmitglieder in der Mannschaft des GUYOT environnement – Team Europe zu einem emotionalen Moment. Robert Stanjek und Phillip Kasüske genossen mit ihrem Skipper Benjamin Dutreux sowie Annie Lush und Onboard-Reporter Gauthier Lebec die Durchfahrt der Kieler Förde, wo sie viele Jahre im Rahmen ihrer Olympia-Kampagne ungezählte Trainingsstunden absolviert hatten.

Die Anfahrt auf Kiel war in der Nacht nach dem Start in Aarhus zu einem arbeitsreichen Nervenspiel geworden. Denn in der flauen Brise waren im großen Belt zwischen den dänischen Inseln hindurch viele Manöver notwendig, um die Windstriche zu erwischen. Dennoch waren die Yachten so rechtzeitig am Kieler Leuchtturm, dass Race-Direktor Phil Lawrence die Flotte der fünf Imocas noch auf eine Extra-Schleife schickte, bevor er sie unter Führung des 11th Hour Racing Team in die Kieler Innenförde abbiegen ließ.

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Rauschende Einfahrt in die Förde zum Fly-by von Kiel. Foto: sailing energy / The Ocean Race

Das GUYOT environnement – Team Europe folgte auf Rang vier. Doch die Platzierung ist für das europäische Team in dieser Phase des Rennens fast egal. Wichtig war es, nach der Reparatur von Rumpf, Foils, Rudern und Segel in der vergangenen Woche überhaupt in Aarhus an der Startlinie zu sein. Und dann mit den Konkurrenten mithalten zu können, obwohl das Einstellen des Trimms noch viel Arbeit bedeutet, war ein Riesenerfolg. Für Stanjek und Kasüske war das Durchsegeln der Kieler Gewässer dann ein wahrer Genussmoment. Hier hatten sie im Starboot bzw. im Finn über Jahre trainiert, hier segeln sie seit Jahren Big-Boat-Regatten und hier starten sie im August auch bei der ORC-Weltmeisterschaft. Die Begeisterung der Zuschauer war ein emotionaler Moment für die beiden. „Das hier ist der i-Punkt des Rennens“, sagte Stanjek, der bei der Kieler Anfahrt die Pinne übernommen hatte. „Super schön, hier zu sein“, ergänzte Kasüske, während die schwarze Yacht am Ausflugs-Raddampfer „Freya“ vorbeizog, der bedenklich Schlagseite bekam, weil alle Passagiere auf die Backbord-Seite geeilt waren, um einen Blick auf die frisch reparierte Yacht zu erhaschen.

Dicht gedrängt standen die Zuschauer an der Kiellinie, um die Boote zu sehen.

Bei der Rundung der Bahnmarke jubelten rund 25.000 Zuschauer an der Kieler Promenade der Crew zu. Und als das GUYOT environnement – Team Europe bereits auf dem Rückweg aus der Förde der einlaufenden Malizia begegnete, bot sich dem Publikum ein Bild mit den beiden Yachten mit deutscher Beteiligung bei diesem The Ocean Race.

Für die Stadt Kiel war es beste Werbung, in den kommenden Rennen ein regulärer Stoppover beim The Ocean Race Europe oder The Ocean Race zu werden. Für das GUYOT environnement – Team Europe war es ein Push für die beiden noch anstehenden Etappenankünften in Den Haag und zum großen Finale in Genua.

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