Die ungewöhnliche stark ausgeprägte Hochdruck-Wetterlage im Südatlantik hält die fünf Imoca-Teams beim The Ocean Race weiterhin von Kapstadt/Südafrika fern. Die zweite Etappe des Weltrennens wird wohl um einige Tage länger dauern als ursprünglich geplant. Nach achteinhalb Tagen auf See ist noch nicht einmal die Hälfte der Etappe geschafft. Die ursprünglich auf den 9. Februar datierte Zielankunft ist nicht mehr zu halten. Und im weiteren Streckenverlauf bis Südafrika versperrt das St. Helena Hoch durch seine Ausdehnung vom afrikanischen bis zum amerikanischen Kontinent der Flotte noch zweimal den Weg.
Um das Hoch zu umgehen, ist ein tiefes Abtauchen in den Südatlantik nötig. Dabei wird es nicht nur bitter kalt für die Crews, die zuletzt über Hitze an Bord geklagt hatten, die Kursführung könnte sogar dicht bis an die Ausläufer der Eiszone heranführen. Die Anfahrt nach Kapstadt könnte dann aus dem Süden erfolgen.
Die Kapriolen der Windsysteme bekamen die Mannschaften in den vergangenen Tagen zu spüren. Für das GUYOT environnement – Team Europe wurde die Verteidigung des Vorsprungs zu einem Auf und Ab. Bis zu 70 Meilen betrug der virtuelle Vorsprung der schwarzen Yacht im Süd-Ost-Passat, dann schmolz alles innerhalb weniger Stunden dahin. Skipper Robert Stanjek blickt noch einmal zurück: „Wir hatten nach den Doldrums die Stärken unseres Schiffes ausspielen können – ein schöner Jib-Reach. Das hat uns gut gefallen. Und beim Checken auf dem Tracker kam richtig Freude auf, wenn wir gesehen haben, dass wir die Schnellsten waren. Dann kam aber wurde der Wind schon leichter, und nachts sind wir in eine Riesenwolke gefahren. Die hatte eine Durchmesser von 80, 90, 100 Meilen. Da steckten unglaubliche Regenpassagen drin und Windrichtungen, in denen wir halsen mussten. Plötzlich hatten wir auch mal Westwind. Teilweise haben wir komplett gestanden, kurz danach hatten wieder 28 Knoten auf der Anzeige. Es ist sehr frustrierend.“
Am Mittag des 2. Februar kam die europäische Crew dann wieder frei aus der Wolke, hatte zu dem Zeitpunkt aber die Führung verloren. Mit sanften Trade-Wind-Bedingungen gelang dann schnell wieder der Umschwung. Während das GUYOT environnement – Team Europe Fahrt aufnahm und geradewegs nach Süden steuerte, saßen die konkurrierenden Boote weiter westlich fest. Am Morgen des 3. Februar war die zurückeroberte Führung sogar auf 80 Seemeilen angewachsen, nur um danach wieder zusammen zu schmelzen. „Ob uns die Separation vom Feld etwas bringt, wird sich noch zeigen müssen. Der ausgeprägte Hochdruck-Keil zwingt uns alle tief in den Süden, vielleicht sogar nach Süd-Westen. Happy macht uns das nicht“, erklärte Stanjek.
Navigator Sébastien Simon sucht beharrlich einen Weg aus der Hochdruck-Falle: „Die Ziellinie ist für uns noch sehr weit entfernt. Also müssen wir für den nächsten Teil des Rennens konzentriert bleiben. Nach dem Hochdruck müssen wir den ganzen suptropischen Tiefdruck bewältigen. Das Spiel ist nicht beendet. Wir müssen unser Boot segeln, unsere Strategie segeln.“ Und die Crew mit Pit Anne-Claire Le Berre und Bowman Phillip Kasüske arbeitet ständig daran, Fahrt im Boot zu halten. „Wir trimmen das Boot ständig, um so schnell wie möglich zu sein. Manchmal funktioniert es gut, wenn wir auf den Tracker schauen, manchmal nicht. Das ist das Leben, das ist der Sport“, sagte Anne-Claire Le Berre.
Auch Phillip Kasüske berichtete vom Auf und Ab an Bord: „Vor genau 24 Stunden startete ich meine Wache und kam an Deck, als die Segel völlig flatterten und wir überhaupt keinen Wind hatten. Aber er kam langsam, langsam zurück und wir machten wieder sehr gute Gewinne. Ich denke, wir haben den größten Teil unseres Vorsprungs zurückgeholt. Wir sind froh, wieder zu fahren. Die Stimmung ist nach der Enttäuschung von gestern wieder gut.“
Inzwischen wird an Bord aber auch schon gerechnet, wie reichhaltig der Essensvorrat für die weitere Etappe ist. Und mit der Essensrationierung muss auch der Dieselvorrat genau beobachtet werden. Die Maschine ist an Bord der Yacht der wichtigste Energielieferant für die Hydraulik-Systeme, den Watermaker und die elektronische Instrumente. Der Energieverbrauch wurde daher schon auf ein Minimum reduziert, einige Instrumente werden nur noch zeitweise angestellt, um Kapstadt trotz Zeitverzögerung sicher zu erreichen.