MORTEN BOGACKI VOR ATLANTIK-ABENTEUER

Der Hafen von La Rochelle ist zum Wimmelbild geworden, zum Schmelztiegel der Mini-Atlantiksegler. Neunzig Mini 6.50 tummeln sich an der französischen Westküste mit einem klaren Ziel: Am 22. September soll der Start zum traditionellen Mini Transat erfolgen, dem Atlantikrennen in zwei Etappen von La Rochelle nach Las Palmas de Gran Canaria und von dort Anfang November der große Sprung nach Le Marin auf Martinique in der Karibik.

Mitten in der Rekordflotte von Seglern aus 13 Nationen weht auch eine deutsche Flagge: Morten Bogacki bringt die „Lilienthal“ des Offshore Team Germany (OTG) an den Start, peilt in der Flotte der Protos einen Platz unter den Top-Fünf an. Daneben segelt auch noch Hendrik Witzmann bei den Serien-Minis, startet dabei aber unter der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate.


Das Mini Transat hat sich seit 1977 zu einem Klassiker entwickelt und wird alle zwei Jahre ausgetragen. Als Solo-Atlantikrennen auf den nur 6.50 Meter langen Yachten ist es für viele in der französisch dominierten Szene ein Sprungbrett in eine professionelle Offshore-Karriere. Aus Deutschland haben in den vergangenen 42 Jahren bisher zwölf Starter das Rennen erfolgreich beendet. Nun startet Morten Bogacki in das Atlantik-Abenteuer. Nach erfolgreicher Jollen-Karriere in Opti, 420er, 470er und 505er wird es für den 33-Jährigen die Transatlantik-Premiere. Dafür hat der Arzt an einer Rendsburger Klinik die 2017 gebaute „Lilienthal“ vom OTG zur Verfügung gestellt bekommen und damit in diesem Jahr erfolgreich die Qualifikationshürden bei den Regatten in Frankreich und beim 1000 Seemeilen langen Qualifier in der Keltischen See genommen. „Ich denke, wir haben in der Vorbereitung auf das Projekt viel rausgeholt – alles, was möglich ist in dieser Zeit. Aber ich habe ja auch noch einen normalen Beruf.“ Rechtzeitig vor dem Start wurde der Mini noch mit einem neuen Satz Segel ausgestattet. Groß, Fock, die leichten Vorsegel und die beiden Gennaker überstanden den ersten Test erfolgreich: „Die Abmessungen passten allesamt, alle Segel sahen gut aus. Nur in das Groß muss noch eine neue Kausch eingeschlagen werden“, berichtete der Wahl-Kieler von den letzten Vorbereitungen.

Dazu gehörten auch die obligatorischen Sicherheits- und Vermessungschecks der Organisatoren. „Kleinigkeiten müssen noch erledigt werden. Ein Datenblatt muss ich noch nachreichen und eine gelbe Flagge mitführen – falls man in Marokko an Land gehen muss“, so Bogacki, der sich ansonsten in den verbleibenden Tagen mit Sport und viel Schlaf auf die Herausforderung der rund zwei Wochen andauernden ersten Etappe vorbereiten will: „Ich will ausgeruht in das Rennen gehen. Den Rhythmus mit den kurzen Schlafphasen gehe ich erst an Bord an. Dafür habe ich mir noch einen extra lauten Wecker bestellt.“ Neben dem Mangel an Schlaf wird auch eine kärgliche Speisekarten zu den Entbehrungen der Solo-Segler zählen. „Vorrangig gibt es gefriergetrocknete Nahrung. Ich sortiere noch, was ich an frischem Essen einkaufen kann – vielleicht ein paar Äpfel und etwas Salami.“

Insbesondere gilt der Blick in der Startvorbereitung aber dem Wetter. Da gibt es bisher verschiedene Szenarien, wie sich die Startphase über der Biskaya entwickeln könnte. Und die reichen von leichten Winden mit einem hohen Kreuzanteil bis zu einem Sturmtief, das den Start sogar verschieben könnte. Der Prolog, das Showsegeln der Starter, wurde wegen schlechten Wetters schon mal von Mittwoch auf Freitag verlegt. „Ich hoffe natürlich, dass es nicht zu viele Kreuzanteile gibt, denn da können die Plattbug-Boote wie ‚Lilienthal‘ ihre Stärken nicht ausspielen. Ab der portugiesischen Küste könnte es dann achterliche Winde geben.“ Seine Ziele umschreibt Bogacki, der für den Düsseldorfer YC segelt, so: „Spaß haben, mehr Offshore-Erfahrung sammeln und meine persönlichen Grenzen testen.“

#madeingermany

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