Auf der Höhe von 43 Grad Süd hat das GUYOT environnement – Team Europe in der Nacht zum Donnerstag die Halse gesetzt und Kurs auf Kapstadt genommen. „Layline nach Kapstadt – 1600 Seemeilen“, berichtete Skipper Robert Stanjek mit einem Schmunzeln von Bord. „Auf einem Inshorekurs würde ich sagen: Ein Manöver und ab ins Ziel.“
Noch ist es nicht soweit, denn vor den fünf Imocas liegt nicht nur ein weiter Weg, sondern auch noch ein Hochdruckgebiet, das es zu überwinden gilt. Was den vorderen Teams überhaupt nicht schmeckt, gibt dem GUYOT environnement – Team Europe noch mal die Chance, den Rückstand zumindest zu verkürzen.
Vor der Halse hatte die Crew mit Stanjek, Sébastien Simon, Anne-Claire Le Berre, Phillip Kasüske und Onboard-Reporter Charles Drapeau raue See zu überstehen. „Am Anfang waren die Wellen ziemlich groß und fürchterlich, von allen Seiten ziemliche Kreuzseen. Jetzt geht es besser. Wir haben eine gute Geschwindigkeit. Leider gab es wenig Schlaf für mich. Weil wir mitten in meiner Freiwache auf den A3 gewechselt sind. Aber ich konnte danach etwas Schlaf nachzuholen. Jetzt ist wieder alles gut. Und der Segelwechsel hat sich absolut gelohnt. Wir sind im Moment schneller und fahren tiefer als die Routings. Wir machen also etwas Boden gut“, berichtete Phillip Kasüske.
Für Anne-Claire Le Berre gab es in den Roaring Forties auch echte Genussmomente: „Es ist das erste Mal, dass ich so weit in den Süden gefahren bin. Es ist ein großartiger Moment, um alle Farben am Himmel und den Albatros zu sehen. Es ist ein sehr schöner Moment für mich.“
Dem schloss sich Robert Stanjek gern an: „Abseits des Wettkampfs ist es eine fantastische Etappe. Wir haben die vierziger Breitengrade besucht. Ich glaube, in den letzten zwei Tagen haben wir etwa 20 Grad Celsius verloren. Das Wasser ist kalt. Das Licht erinnert mich an Wintertage.“
Auch Navigator Sébastien Simon blickte zufrieden auf die Instrumente: „Kurz vor der Halse müssen wir vom A3 auf den C0 wechseln. Im Moment sind die Wetterbedingungen sehr gut. Wir sind wirklich schnell, 100 Prozent der Polare, fast 20 kn Bootsgeschwindigkeit. Das ist schön.“
Nach der Halse wurde es sogar noch besser. Während die Spitze des Feldes bereits in den Hochdruckkeil des St. Helena Hoch hineinfuhr, konnte das GUYOT environnement – Team Europe weitere Meilen gutmachen.
„Wir haben jetzt eine schöne lange Welle, die aus dem Südpolarmeer kommt. Wann immer es uns gelingt, die Welle abzusurfen, erreichen wir Spitzengeschwindigkeiten über 30 Knoten“, so Skipper Stanjek. Mit Zurückhaltung kalkulierte er die Chancen, zur Spitze aufschließen zu können: „Als Wettkämpfer muss man immer optimistisch sein. Aber der Abstand ist riesig. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, das Boot schnell zu segeln, um die Möglichkeit zu behalten, näher an dasselbe Windsystem heranzukommen.“ Mit dem Blick auf Kapstadt wartet ein kompliziertes Finale. „Um ehrlich zu sein, kenne ich die Anfahrt auf Kapstadt nicht, die lokalen Gegebenheiten. Für die nächsten zweieinhalb Tage müssen wir uns auf die Geschwindigkeit konzentrieren und dann werden wir wahrscheinlich die lokalen Auswirkungen rund um Kapstadt spüren und müssen sehen, ob wir dort ein gutes Finale hinlegen können“, sagt Stanjek.