Das Warten hat ein Ende: Der Start für das Mini Transat, die Atlantik-Regatta für Mini 6.50 Yachten von La Rochelle/Frankreich nach Las Palmas de Gran Canaria und von dort nach Le Marin auf Martinique, steht nach zweiwöchiger Verschiebung endlich bevor. Die 87 Solo-Segler bereiten sich auf den Startschuss am morgigen Samstag um 10.30 Uhr vor. Morten Bogacki vom Offshore Team Germany ist erleichtert, dass sich nach der langen Warterei endlich ein Wetterfenster öffnet, um die Flotte der Steuerleute auf den 6.50 Meter langen Yachten in das Atlantik-Abenteuer zu schicken.
„Natürlich ist ein bisschen Aufregung dabei, eben wie bei jeder Prüfung. Aber ich fühle mich gut. Die kommenden Bedingungen – gerade in der Biskaya – scheinen gut beherrschbar, und es ist alles gut vorbereitet“, sagt der 33-Jährige vor seiner ersten Atlantik-Überquerung. Die verbleibenden Stunden vor dem Start will der Arzt an einer Rendsburger Klinik noch dazu nutzen, den Rumpf bei einem Tauchgang zu reinigen, letzte Aufräumarbeiten an Bord vorzunehmen, die aktuellen Wetterdaten zu analysieren und dann noch einmal Kraft zu tanken. „Gut essen und dann früh zu Bett“, so sein Plan, bevor am Samstag um 7.30 Uhr das Auslaufen aus dem Hafen von La Rochelle beginnt.
Die vergangenen zwei Wochen hatten sich zu einem Nervenspiel für die Solo-Segler entwickelt. Ursprünglich hätte am 22. September die erste der beiden Etappen gestartet werden sollen. Doch immer wieder neue Wetterfronten mit heftigen Winde und Wellen in der Biskaya hielten die Regattaleitung davon ab, einen Start zu wagen. Gerade der erste Abschnitt vom Start an der französischen Atlantikküste zum Cap Finisterre am Nordwestzipfel der iberischen Halbinsel ist berüchtigt für Bedingungen, die den Mini-Yachten heftig zusetzen können. Deshalb hielten die Verantwortlichen der traditionellen Regatta nach einem Wetterfenster Ausschau, das tatsächlich der gesamten Flotte ausreichend Zeit geben würde, um den Nordwesten Spaniens zu umrunden. Häppchenweise wurde der Startzeitpunkt verschoben. Jetzt aber soll es losgehen.
„Gut, dass es jetzt klappt. Endlich!“, sagt Bogacki, der für den Düsseldorfer Yachtclub und den Kieler Yacht-Club segelt. Denn gerade für die nicht-französischen Teilnehmer waren die vergangenen zwei Wochen eine logistische Herausforderung. Gebuchte Unterkünfte mussten – so weit es möglich war – verlängert werden. Etliche Teilnehmer hatten in der Wartezeit mehrfach ihre Pension wechseln müssen. „Gerade die kurzzeitigen Verschiebungen sind unbefriedigend, weil man nicht planen kann.“ Dennoch nutzte Morten Bogacki die Zeit für einen Heimflug über das Wochenende, um mal Abstand zu gewinnen. Die vergangenen Tage verbrachte er in der Bretagne und reiste nun erst wieder nach La Rochelle an.
Die Wetterprognosen für den ersten Abschnitt der Etappe hat Bogacki dennoch im Blick behalten: „Es sieht jetzt so aus, als wenn es zunächst sehr tricky werden wird – noch mit etwas Schwell durch den abgezogenen Hurrikan Lorenzo. Die Winde sind drehend und brechen dann wohl ein. Am Cap Finisterre könnte eine Front durchziehen und der Wind auf Nordwest drehen. Die Küste Portugals hinunter werden derzeit heftige Wind mit über 30 Knoten erwartet. Aber noch sind die Wetterprognosen etwas vage“, berichtet Bogacki, der sich in einer guten Verfassung fühlt: „Ich denke, dass die Etappe bis Gran Canaria in rund einer Woche zu schaffen sein sollte. Etwas Respekt hat man natürlich vor dem Wind an der portugiesischen Küste. Da fährt man Vollgas und muss aufpassen, dass nichts passiert. Ab Gibraltar könnte es etwas entspannter werden.“
Die erste große Herausforderung wird der Start am Samstag um 10.30 Uhr, wenn sich 87 Boote an der Linie drängeln. Da heißt es, freien Wind zu finden, ohne zu viel Risiko zu gehen. Nach der Ankunft auf Gran Canaria haben die Steuerleute ein paar Tage Zeit zur Erholung. Am 2. November wird dann die zweite Etappe in die Karibik gestartet.